roots - Die Geschichte der goldenen Wurzel
Die Geschichte beginnt im Herbst des Jahres 1851 ganz in der Nähe von Langnau. An einem grauen Herbstmorgen begab sich der verantwortliche Oberförster Wilhelm auf einen Rundgang durch den Dürsrütiwald. Seine Aufmerksamkeit galt dem Zustand der prächtigen Tannen. Zur selben Zeit am selben Ort schlich ein Wilderer mit der Flinte im Anschlag von Baum zu Baum. Er hatte Wild in der Nase und Entschlossenheit im Blick. Als sich in den Büschen vor ihm etwas bewegte, zögerte er keine Sekunde. Der Oberförster, der nur seiner Blase Erleichterung verschaffen wollte, fühlte den Schuss an seiner linken Hinterbacke vorbei sausen. Starr vor Schreck drehte er sich um und erblickte den Wilderer. Dieser wiederum war ebenfalls bestürzt ob dem Anblick des vermeintlichen Rehs in Form des
Oberförsters, der sich nun wütend auf ihn stürzte.
 
Es folgte ein wildes Gerangel: Fäuste, Flüche und Haarbüschel flogen. Mittendrin stolperten die beiden über etwas und stürzten zu Boden. Es war eine gelb glänzende Wurzel, die ihnen das Gleichgewicht geraubt hatte. Sie gruben die Wurzel aus und sahen, dass sie aus purem Gold war. Nun begann der eigentliche Kampf um die Wurzel. Keiner wollte das Prachtstück hergeben. Deshalb wurde die goldene
Wurzel von Amtes wegen sichergestellt. Erst im darauf folgenden Januar 1852 wurde im Amtshaus darüber entschieden, wer Anrecht auf die goldene Wurzel hatte. Weil der Amtsrichter zu keinem klaren Urteil kam, wurde die goldene Wurzel kurzerhand konfisziert und im Amtshaus verwahrt. Der Oberförster und der Wilderer erhielten als Entschädigung ein stattliches Fass Bier mit der amtlichen Aufgabe, die Geschichte zu vergessen und sich zu versöhnen. Die beiden gingen dieser Aufgabe noch am selben Abend nach. Doch was geschah weiter mit der goldenen Wurzel?
 
Sie blieb im Keller des Amtshauses, bis um 1860 ein neues gebaut wurde. Als man die goldene Wurzel in die neuen Kellerräume verfrachten wollte, fand man jedoch nur eine leere Kiste vor. Von nun an galt die goldene Wurzel als verschollen. Aus dem alten Amtshaus wurde im Jahr 1860 eine Bäckerei und später ein Wirtshaus mit verschiedenen Pächtern. Im April 2012 wurde beim Umbau des Erdgeschosses eine spektakuläre Entdeckung gemacht: man fand die goldene Wurzel! Die neuen
Wirtsleute erklären sich die Geschichte wie folgt: Der damalige Amtsrichter oder ein Mitarbeiter des Amtshauses wollte sich der goldenen Wurzel bemächtigen und hatte diese im Erdgeschoss versteckt. Nach dieser Tat hatte der Dieb jedoch nie die Gelegenheit, die Wurzel wieder zu holen. Noch bevor er die goldene Wurzel an sich nehmen konnte, ist er wahrscheinlich verstorben.
 
Die Geschichte der goldenen Wurzel gefiel den neuen Wirtsleuten so gut, dass sie zum Aufhänger des neuen Trendlokales wurde. Ob das Ende der Geschichte auch wirklich das Ende ist, oder ob die Geschichte der Wahrheit entspricht, weiss niemand genau. Nur die goldene Wurzel im alten Amtshaus kennt die ganze Wahrheit.
 
Übrigens, Wurzel heisst in Englisch «roots».